„Ich habe den Stern gesehen!“
Eure Hope Boxen berührten Frauenherzen
Der Stern am Fenster leuchtet in die Dunkelheit der Berliner Kurfürstenstraße. Es regnet. Heute ist Weihnachtsfeier bei Alabaster Jar. Mit dem Projekt setzen wir uns in Berlin aktiv für Frauen ein, die in der Prostitution gefangen sind. Mit Straßeneinsätzen, Beratung, konkreten Hilfsangeboten, Gebeten und der Einladung, im Glauben Halt zu finden, unterstützt Alabaster Jar die Frauen vor Ort. Und heute, heute wird Weihnachten gefeiert. Drinnen im Café gibt es selbstgebackene Plätzchen, Kaffee, Tee, Kakao, Suppe. Vor der Tür werden „Hope Boxen“ verteilt, individuell befüllte Geschenkboxen, die in den vergangenen Wochen von Ehrenamtlichen und Spendern liebevoll gepackt wurden.
Schnell hat sich die Weihnachtsfeier herumgesprochen, viele kennen das Café und die Mitarbeiterinnen schon lange. Luisa, seit fünf Jahren für Alabaster Jar im Einsatz, läuft durch die Straßen und lädt die Frauen ein. „Wir singen auch wieder“, erzählt sie M. Die steht an der Straße und wartet auf Kunden. „Ich komme“, sagt sie und zieht ihre Freundin mit. 42 „Hope Boxes“ werden an diesem Abend ausgegeben. Manche der Frauen sind heute zum ersten Mal da. „Ich habe den Stern gesehen“, erzählt eine der Frauen und lächelt verlegen, „darum bin ich gekommen.“


Das Café hat sich gefüllt, alle Sessel und Sofas sind besetzt. Drei der Frauen liegen auf den Armlehnen und schlafen. Am E-Piano sitzt Alma, spielt und singt Weihnachtslieder, sie kommt jedes Jahr, um hier Musik zu machen. „Dieses Weihnachtsfest hier ist etwas Besonderes“, erzählt sie. Joana koordiniert die Ehrenamtlichen bei Alabaster Jar. Jetzt gibt sie Liedhefte aus. B., eine 61-jährige aus Berlin, kommt regelmäßig ins Café. Sorgfältig wählt sie aus, welche Plätzchen sie probieren möchte. „Mit Schokolade“, sagt sie, „den dort! Nein, den anderen, den hellen.“ Plötzlich horcht sie auf: „Das Lied kenne ich.“ Alma wiederholt das Lied für sie: „Tochter Zion“.
Eine der Frauen auf dem Sofa wacht auf, fängt an im Takt der Musik zu schaukeln. Ihre Zähne sind kaputt, sie trägt eine zerzauste Perücke. Drogen haben ihr Gesicht zerfurcht. Sie sagt etwas zu Luisa und die muss ein paar Mal nachfragen, eh sie es verstanden hat: „Feliz Navidad“ will sie singen. Am Ende singen sie dreimal „Feliz Navidad“ und die Frau auf dem Sofa singt mit.
Joana zeigt einen Film, ein kurzer Cartoon über die Geburt Jesu. „Herr Jesus, du bist zu uns in unsere Welt gekommen, weil du uns liebst“, betet Joana, „jeden einzelnen von uns.“ Luisa legt die Hände auf die schlafenden Frauen auf dem Sofa und spricht leise mit. Neben ihr räumt eine Frau auf der Treppe sitzend mehrfach ihren Geschenkkarton ein und aus, eh sie sich am ganzen Körper mit Handcreme bestreicht. Eine andere Frau schimpft laut vor sich hin. Es ist spät geworden. Das Café schließt, die Frauen müssen wieder auf die Straße.








Laut Schätzungen arbeiten in Deutschland rund 400.000 Frauen in der Sexindustrie – die Mehrheit nicht freiwillig. Studien zeigen, dass bis zu 95 % der Frauen von körperlicher Gewalt betroffen sind. Viele stammen aus osteuropäischen Ländern und geraten durch Armut, Gewalt und Menschenhandel in die Prostitution.
Ein letztes Lied stimmt Alma an. „Hört ihr, wie die Engel singen, wie ihr Herz vor Freude lacht. Seht das Licht, das sie uns bringen, hat die Nacht zum Tag gemacht.“
Wir danken euch von Herzen für jede gespendete Hope Box, jeden Geldbetrag und jedes einzelne Gebet für die Frauen und unser Team! 🧡
